Dienstag, 26. März 2024

Viele Kapgeier in Südafrika ertrunken

Die schlimmen Nachrichten aus Südafrika brechen nicht ab. Wie VulPro auf Facebook berichtet, ertranken 19 Kapgeier im Eastern Cape.

Ertrunkene Kapgeier © VulPro, Facebook

Dies ist bereits der zweite große Vorfall in diesem Monat, nachdem bereits in der ersten Monatshälfte 12 Kapgeier in Stutterheim in einem Wasserreservoir ertrunken waren.

Ertrunkene Kapgeier in einem Wasserreservoir © VulPro, Facebook

Ertrunkene Kapgeier © VulPro, Facebook

Aktuell herrschen heftige Dürre und Hitze in großen Teilen des Landes. Da müssen sich selbst hitzeerprobte Geier dann und wann abkühlen und etwas trinken. Wird das Wasser in freier Natur knapp, sind Wasserreservoirs von Farmen eine gern gesehene Alternative. Leider sind dieser meistens aus Beton oder ähnlichem Material und viel zu tief, um als Geier drin stehen zu können. Landen die Geier also im Wasser, saugen sich ihre Federn voll und sie können nicht mehr wegfliegen. Aus den meisten Wasserbecken gibt es dann für die Geier – aber auch für andere Tiere – kein Entkommen mehr und sie werden elendig ertrinken.

Eine leichte Möglichkeit, Wasserbecken sicherer zu gestalten, wäre das Abdecken mit einer Plane oder das Anbringen einer kleinen Plattform auf Wasserhöhe, auf die sich die Tiere retten können. Im Idealfall sogar mit einer kleinen „Leiter“ oder einer Holzplanke ins Wasser als Aufstieghilfe. Auf diese Weise könnte sich z.B. ein patschnasser Geier in Sicherheit bringen, sein Gefieder trocknen und später alleine wieder aus dem Wasserbecken herausschwimmen.

Leider ist dieses Hilfsmittel vielen Farmern nicht bekannt oder sie erachten es als unnötig. Wobei sie schon allein im Eigeninteresse vermeiden sollten, dass Tiere in ihrem Wasser verenden und dieses kontaminieren…

Sonntag, 24. März 2024

Traurige Nachrichten aus Israel

Die schrecklichen Bilder des Krieges in Israel flackern täglich über unsere Bildschirme und sind uns allgegenwärtig. Worüber allerdings kaum gerichtet wird, sind die geierhaften Tragödien des Landes.

Erst Anfang des Monats wurden zwei vergiftete Gänsegeier auf ihrem Brutfelsen in der Judäischen Wüste gefunden. Beide Geier waren von der Israel Nature and Parks Authority zu Forschungszwecken mit GPS-Sendern ausgestattet, die plötzlich nur noch sehr geringe Mobilität anzeigten. Immer ein schlechtes Zeichen. Als die Naturschützer sich auf die Suche machten, konnten sie in der Brutklippe leider nur noch den traurigen Tod der markierten Geier feststellen, ein 20jähriger Brutvogel und sein 6jähriger Partnergeier.

Vergiftete Gänsegeier auf seinem Brutfelsen. © Israel Nature and Parks Authority

Auch ein zweiter Gänsegeier starb an Gift. © Israel Nature and Parks Authority

Sofort ging ein Team mit Spürhunden auf die Suche nach dem vermeintlichen Giftköder, der zum Tod der Geier geführt hat. Außerdem wurde sicheres Futter in der Gegend ausgelegt, um weitere Geier vom Verzehr des Gifts abzulenken. Es wurde auch nach dem Nest der beiden Brutvögel geschaut, mit herzzerreißendem Ergebnis: Auch das winzige Küken war gestorben, nachdem es kontaminierten Aasbrei gefuttert hatte.

Toter Elterngeier mit totem Küken. © Ohad Hatzofe

Toter Elterngeier mit totem Küken. © Ohad Hatzofe

Die toten Geier wurden zur weiteren Untersuchung ins Veterinärinstitut des Landwirtschaftsministeriums in Beit Dagan gebracht. Erste Vermutungen deuten auf eine Vergiftung durch Medikamente hin, die in der Tiermedizin eingesetzt wurden.

Seit einigen Jahren wird viel Geld in den Geierschutz investiert und die Zahlen stiegen von 110 im Winter 2012 auf 184 im Winter 2020. Es gibt viele (Freiwilligen-)Teams, die Geiernester beschützen, teils Eier in Inkubatoren ausbrüten bzw. in Brutcentren geschlüpfte Junggeier auswildern und zusätzlich Farmern bei der geierfreundlichen Beseitigung von durch Medikamente kontaminierte Nutztierkadaver helfen. Aber dennoch bleibt die Existenz der Geier in Israel weiter bedroht. Vor allem weil geierschädliche Medikamente und Gift (für Köder gegen Raubtiere) weiterhin für jeden frei erhältlich ist und der Verkauf nicht kontrolliert wird.

Die Hiobsbotschaften gingen im März leider in die Verlängerung. Kurz nach dem Fund der toten Geierfamilie wurde ein weiterer toter Geier gefunden, der mit einem elektrischen Zaun kollidiert war.

Nur eine Woche später dann ein schreckliches Großereignis: In der Negev Wüste wurden die Kadaver von 8 Gänsegeier, 2 Schmutzgeiern, einem Milan und einer Krähe gefunden.

Toter Gänsegeier © Israel Nature and Parks Authority

Toter Schmutzgeier © Israel Nature and Parks Authority

Toter Gänsegeier © Israel Nature and Parks Authority

Auch in diesem Fall wurde das Verbrechen nur aufgedeckt, weil einige der Geier GPS-Sender trugen und plötzlich keine aktuellen Bewegungsdaten mehr lieferten. Ebenfalls ist hier Gift die Todesursache.

Traurige Opfer der neuesten Massenvergiftung © Israel Nature and Parks Authority

Traurige Opfer der neuesten Massenvergiftung © Israel Nature and Parks Authority

Es wurde sofort ein Suchtrupp losgeschickt, um eventuelle Küken aus den Nestern zu retten, da ein Elterngeier allein kein Küken großziehen kann. Ob Küken umgekommen sind, ist derzeit noch nicht bekannt. Das Ministerium für Umweltschutz kündigte die sofortige Bereitstellung weiterer 4 Mio. $ an, um den Geierschutz zu verstärken.

Bereits 2021 gab es einen ähnlich schlimmen Vorfall im Süden Israels, bei dem 14 Geier in Nahal Kina und Nahal Kamrir starben. Die Vergiftung war auf die illegale Verwendung von organischem Phosphor zurückzuführen, wahrscheinlich gegen streunende Hunde oder Schakale. Es wurden nämlich auch zwei tote Hunde in der Nähe gefunden.

Überreste vergifteter Gänsegeier in Nahal Kina. © Arie Rosenberg, Israel Nature and Parks Authority

Vergifteter Gänsegeier in Nahal Kina. © Gal Margalit

Vergifteter Gänsegeier in Nahal Kina. © Arie Rosenberg, Israel Nature and Parks Authority

Vergifteter Gänsegeier in Nahal Kina. © Avichai Masliker

Laut Ohad Hatzofe, einem bekannten Geierschützer, wurden im Jahr 2007 mindestens 15 Geier an verschiedenen Orten in Israel vergiftet. In den Jahren 2010-2020 wurden insgesamt 31 Geier vergiftet aufgefunden, darunter allein 8 tote Geier 2019 in den Golanhöhen… und nun dieser schreckliche Vorfall mit 14 weiteren Geiern in 2021. Allerdings sind das nur die Fälle, die Dank GPS-Sendern überhaupt erst aufgefallen sind. Die Dunkelziffer der Giftopfer dürfte wesentlich höher liegen.

Ging man Anfang des Jahres noch von ca. 190 verbliebenen Geiern in Israel aus, sind es nach den neuesten Ereignissen nur noch etwa 170. Damit rückt der Zeitpunkt immer näher, wenn Geier als Brutvögel aus Israel verschwinden.

Donnerstag, 21. März 2024

86 Geier im Kruger Nationalpark vergiftet

Schreckliche Nachrichten aus dem Kruger Nationalpark in Südafrika: Bei einer Geiermassenvergiftung sind mindestens 86 Geier und weitere Tiere gestorben!

(c) https://www.conservationafrica.net/blog/poisoning-kruger-national-park

Vorwiegend traf es die vom Aussterben bedrohten Weißrückengeier (White-backed Vulture), aber auch stark gefährdete Ohrengeier (Lapped-faced Vulture), Kapgeier (Cape Vulture) und ebenfalls vom Aussterben bedrohte Kappengeier (Hooded Vulture). Außerdem einen Marabu, einen Waldkauz, zwei Gaukler, eine Hyäne, einen Schakal und einen Büffel.

Am 07.03.2024 erhielt Nationalpark Ranger Joe Nkuna einen Anruf des Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre, weil sich ein mit GPS ausgestatteter Geier nicht mehr bewegt hat. Nkuna gab die letzten GPS-Daten des Geiers an seine Kollegen weiter, die schon bald einen schrecklichen Fund machten. Sie entdeckten einen toten Büffel, der offensichtlich in eine Schlingen-Falle geraten und von Wilderern wegen seines Fleisches getötet worden war. Anschließend vergifteten die Wilderer den Kadaver und als hungrige Geier sich über die Reste hermachten, verendeten sie elendig. Nkuna informierte daraufhin die Polizei und fuhr selber zum Tatort im nördlichen Teil des Kruger Nationalparks, nur wenige Meter vom Grootvlei Dam in Mooiplass, Nxanatseni, entfernt. Überall fand er die toten Geier und weitere verendete Tiere. Ein schrecklicher Tag für Naturliebhaber Nkuna, der Ende des Monats in den Ruhestand gehen wollte: „Ich fühle mich schrecklich 86 meiner Geier vergiftet zu sehen. Es bedeutet, dass ich jetzt ohne Geier in meiner Gegend bin… So viele Geier auf einen Schlag zu verlieren, tut weh!“

Auch das Team des Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre und der Endangered Wildlife Trust (EWT) fuhren an den Tatort sowie lokale Tierärzte und Vertreter von South African National Parks (SANParks). Bei Vergiftungsvorfällen geht leider alles sehr schnell und die Folgen sind meist fatal. So konnten nur noch zwei Weißrückengeier lebend gefunden und zur Behandlung nach Moholoholo gebracht werden. Die Auffangstation dort hat zwar viel Erfahrung mit der Behandlung vergifteter Geier, aber ob sie überleben und jemals wieder ausgewildert werden können, ist ungewiss.

Die Kadaver aller Tiere, für die jede Hilfe zu spät kam, wurden eingesammelt und anschließend an Ort und Stelle verbrannt. Das ist wichtig, damit nicht noch weitere Tiere von den vergifteten Kadavern fressen und ebenfalls sterben.

(c) Facebook VulPro: Um andere Tiere vor dem Gift zu schützen, müssen alle Kadaver eingesammelt und verbrannt werden.

Alle kontaminierten Kadaver wurden verbrannt. (c) Phathu Luvhengo/TimesLIVE

Warum kam es überhaupt zu so einem schrecklichen Ereignis?

Seit Jahren ist es ein perverser Trend, dass Wilderer immer wieder ihre Beute mit Gift kontaminieren, um gezielt Geier zu töten. Diese würden nämlich auf Nahrungssuche über dem Kadaver der Wilderer-Beute kreisen und somit die Aufmerksamkeit von Parkrangern auf den Tatort lenken. Aus Angst, entdeckt zu werden, wollen die Wilderer also gezielt alle Geier vergiften und ausrotten.

Manchmal werden Geier auch getötet, um ihre Körperteile auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, da ihnen heilende, glücksbringende bzw. hellseherische Wirkung nachgesagt wird. Diese traditionelle „Medizin“ nennt sich Muthi. Ob auch an diesem Tatort Körperteile von Geiern entfernt wurden, konnte aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung nicht mehr eindeutig festgestellt werden.

Nkuna und seine Kollegen entdeckten zwei Fußspuren, die vom Tatort zur nahe gelegenen Lebombo Bridge führten, direkt an der Grenze zwischen Kruger Nationalpark und Mozambique. Immer wieder nehmen Parkranger Wilderer fest, die teilweise auch aus Nachbarländern oder entfernteren Gebieten Afrikas stammen. Wenn überhaupt Strafen verhängt werden, sind diese so gering, dass sie kaum Nachahmer abschrecken. Die meisten Wilderer werden jedoch nie gefasst.

Der aktuelle Vorfall ist leider kein Einzelfall. Allein in den letzten Jahren hat der Kruger Nationalpark über 2.000 Geier auf ähnlich schreckliche Weise verloren. Und dies sind nur die Zahlen der unmittelbar betroffenen Geier. Passiert so ein Vorfall in der Brutsaison, werden die Geierküken ebenfalls nicht überleben, da ein Elterngeier allein das Küken nicht ausreichend versorgen und großziehen kann. Auch ein Vorfall wie jetzt, kurz vor der Brutsaison, hat verheerenden Auswirkungen. Geier bleiben normalerweise ein Leben lang zusammen. Stirbt nun ein Geier, wird sein Partner sehr wahrscheinlich nicht rechtzeitig zur Brutsaison einen neuen Partner finden und somit kein Küken in die Welt setzen. Da Geier erst mit sechs Jahren (oder später) geschlechtsreif werden, kommt es jedoch auf jedes einzelne Küken an. In vielen Gegenden des Kruger Nationalparks ist die Geier-Population daher bereits ausgelöscht.